Vorzeigeprojekt fürs Ehrenamt
Schwelgen in Erinnerungen aus zehn Jahren Literaturcafé Waschhäusl (v.l.): Wirtschaftsförderin Annette von Nordeck, Bürgermeister Rainer Schnitzler, Kultureferent Albert Luppart mit den Vorstandsmitgliedern Lilli Gansneder, Vorsitzender Peter Bürner, Dorata Dudkowiak, Gründungsvorsitzende Angela Stimmer, Sela Miller und Miriam Dühnforth. © Dagmar Rutt
Pöcking – Mit Festreden, kulinarischen Köstlichkeiten und einer Podiumsdiskussion zum Thema Ehrenamt feierten die Mitglieder des Vereins am Freitagabend zehn Jahre Literaturcafé Waschhäusl Pöcking. Viele geladene Gäste waren ins Beccult gekommen, darunter auch die beiden ehemaligen Vorstände Angela Stimmer und Clemens Heucke, die seinerzeit maßgeblich am Gelingen des Projektes beteiligt gewesen waren. Für anspruchsvolle Musikunterhaltung mit literarischem Bezug sorgten Ricardo Volkert und Jost Hecker. Annette von Nordeck, Leiterin der Wirtschaftsförderung der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Tourismus gwt, moderierte das Programm.
„Schon seit zehn Jahren können Sie nun in gemütlicher Atmosphäre Ihren Kaffee und Kuchen im Waschhäusl oder auf der Terrasse genießen“, bilanzierte von Nordeck und gab den Gästen anhand von Bildern und historischen Daten einen Rückblick auf Hürden, die es mit gemeinsamer Kraftanstrengung zu überwinden galt. Der Verein Waschhäusl wurde 2013 mit dem Ziel gegründet, einen Begegnungsraum inmitten von Pöcking zu erschaffen und das Kulturleben zu fördern. 2015 wurde das Literaturcafé eingeweiht.
Als treibende Kraft der ersten Stunde war Angela Stimmer zur Feier aus der Toskana angereist, ihrem gegenwärtigen Lebensmittelpunkt, und überreichte dem ersten Vorsitzenden, Peter Bürner, zwei symbolische Geschenke: eine Flasche Olivenöl aus eigener Herstellung und eine Collage aus erinnerungswürdigen Bildern.
Rund 800 ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden und professionelle Architektenleistung habe es gebraucht, um das Waschhäusl, in dem die Haushälterin des Pfarrers dereinst die Wäsche gewaschen hatte, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken, erinnerte Bürner. Sein Dank galt an diesem Abend insbesondere den Bürgermeistern Pöckings für ihre Unterstützung und allen Lieferanten, die zum Erfolg des Cafés maßgeblich beitrügen und die auch während des Festaktes das Catering übernommen hatten. „100 000 Euro kamen als Investition von der Gemeinde, und es passt alles immer noch“, lobte Bürgermeister Rainer Schnitzler.
Derzeit halten insgesamt nur noch 42 Personen mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit den Betrieb im Waschhäusl aufrecht, sodass die Öffnungszeiten aktuell von vier auf zwei Tage reduziert werden mussten (freitags und sonntags von 13 bis 17 Uhr). Als Zeichen der Anerkennung überreichte Bürner den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern ein süßes Geschenk aus dem Pöckinger Schokolädchen.
Mit den Erträgen des Cafés erwirtschafte man das Geld für die Veranstaltungen, erklärte Bürner. Kulturreferent und Zweiter Bürgermeiter Albert Luppart warb daher um Spenden für die Finanzierung zukünftiger Kulturevents.
Gegen eine Krise des Ehrenamtes äußerte sich Anja Holzgreve von der Fachstelle Ehrenamt und Engagement während der Podiumsdiskussion: Seit 15 Jahren gleichbleibend engagierten sich 40 Prozent der Menschen im Landkreis für den guten Zweck. Das sei mehr als im Bundesdurchschnitt. Jedoch wollten sich junge Menschen nicht mehr langfristig binden, so Holzgreve. Zeitlich begrenzte Möglichkeiten für ein ehrenamtliches Engagement zu schaffen, formulierte sie als Herausforderung für die Vereine.